Raben. „Unser Dörfernetzwerk hat eine Leitidee, der erste Bürgerdialog war erfolgreich, der Sprecherrat ist gewählt, jetzt können wir zur praktischen Arbeit übergehen“, zieht Ralf Rafelt aus Groß Mahrzehns und frisch bestätigter Sprecher des Netzwerkes eine erste Bilanz. Seit eineinhalb Jahren engagiert sich das Netzwerk für die Dörfer im Hohen Fläming. Die Idee, dass sich die Dörfer zusammenschließen, um mehr Kraft zu haben, kommt ursprünglich aus Schweden.
Erfahrungen aus Schweden und Finnland
Dort gibt es jährlich sogar einen Dörferreichstag, bei dem tausend Dörfer zusammenkommen. Eine erste Aktion des Dörfer-Netzwerkes war es daher, sich die schwedischen und finnischen Erfahrungen anzusehen. Ende September diesen Jahres waren Vertretern der Europäischen Dörferbewegung zu Besuch im Hohen Fläming. Im Rädigker Gasthof Moritz berichteten sie über ihre Erfahrungen. Schnell stellte sich heraus, dass die Gemeinden in Schweden wesentlich mehr Dörfer umfassen als die im Hohen Fläming. Auch haben die finnischen und schwedischen Kommunen ein viel größeres politisches und ökonomisches Gewicht im Staat im Vergleich zur Situation in Deutschland. Ihnen obliegt zum Beispiel das gesamte Schulwesen, das Sozialwesen und die Infrastruktur. Die Lehrer beispielsweise werden also von den Kommunen eingestellt.
Feuerseelen gesucht
Aber es gibt auch zahlreiche Gemeinsamkeiten. Hier wie dort gibt es einen gewissen Ausgleich zwischen armen und reicheren Kommunen. Hier wie dort wird die konkrete Verteilung als ungerecht empfunden. Auch in Skandinavien ist die Beteiligung der Menschen ein Problem. Es braucht „Feuerseelen“, Persönlichkeiten, die begeistern und selbst anpacken.
Ermuterung für das Netzwerk
„Wir haben aber auch viel Ermunterung für uns mitgenommen“, berichtet Rafelt bei einem Vorstandstreffen Anfang November in Raben. So berichtete der schwedische Vertreter, dass es der schwedischen Dörferbewegung gelungen ist, Kontakte zum Reichstag, zu Ministerien und zu den Parteiführern aufzubauen und so Einfluss auf politische Entscheidungen zu nehmen.
Der Vorstand des Dörfer-Netzwerks
Neben Rafelt engagieren sich Siegfried Frenzel aus Rädigke, Hartmut König aus Klepzig, Wolfgang Lubitzsch aus Garrey und Christiane Lorey (Marzahna) im Vorstand des Dörfernetzwerkes. Unterstützt werden sie durch Barbara Klembt aus Wiesenburg.
Das Leitbild des Dörfernetzwerkes
Gemeinsam haben sie ein Leitbild erarbeitet. Ein Mittel zum großen Ziel, „lebendige, zukunftsfähige und selbständige Dorfgemeinschaften zu schaffen“, ist die Schaffung eigener Handlungskompetenzen. „Das erste Projekt, mit dem wir uns beschäftigen wollen, ist die Minderung des Lärms in unseren Dörfern“, erklärt Rafelt. Es geht dem Vorstand des Netzwerkes dabei vor allem um den Lärm, der von den Autobahnen ausgeht und das Leben in den flämischen Dörfern beeinträchtigt. Dabei will der Sprecherrat jedoch nicht selbst beraten:
„Wir wollen Kontakte vermitteln und Betroffene mit kompetenten Leuten zusammenbringen.“
Engagement zur Kommunalwahl
Im ersten Quartal 2019 will sich das Dörfernetzwerk in die bevorstehenden Wahlen einmischen. Man will mit dafür werben, dass sich ausreichend Kandidaten aufstellen lassen. „Außerdem werden wir einen zweiten Bürgerdialog organisieren, dieses Mal zur Kommunalwahl 2019“, kündigt Rafelt an.
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